Kinderstadt Wermelskirchen – Alles ist möglich

Die Kinderstadt Wermelskirchen ist ein Inklusions-Pojekt des Kinder- und Jugendzentrums Kattfabrik Wermelskirchen und der Lebenshilfe Service Bergisches Land gGmbH. Sie findet einmal im Jahr, immer in den ersten beiden Sommerferienwochen statt. 

200 Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren leben, spielen, forschen und experimentieren als Bürger und Bürgerinnen in der Kinderstadt. Sie werden unterstützt von rund 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Kinderstadt ist eine kleine Stadt für Kinder. In diesem Gemeinwesen können sie sich entfalten, bewegen, lernen, spielen und arbeiten. Es gibt ungefähr 20 Spiel- und Arbeitsbereiche. 

Arbeitsbereiche und Werkstätten sind beispielsweise Steinhauerei, Holz, Tanzen, Musik, Kinderstadtkanal, Kreativ, Bistro, Illustration, Stadtrat, Sparkasse, Firma Ortlinghaus (Metallbearbeitung Computergesteuert), Firma Hausmann (Metallbearbeitung Analog), Outdoor/Parcours, Fussball, Streitschlichtung, Reisebüro, Töpferei, Bauspielplatz, Fotostudio, Gärtnerei, Theater und vieles mehr. 

Jedes Jahr können aber neue Werkstätten dazu kommen.

Die Kinder verdienen einen Lohn, von dem Steuern abgeführt wurden. Als Basis gibt es das Bedingungslose Grundeinkommen. Die Kinder entscheiden, ob sie sich ihr verdientes Geld bei der Bank in bar auszahlen lassen oder ob sie ein Konto anlegen. Neben den inhaltlichen Angeboten bietet die Kinderstadt natürlich viele Freizeitangebote wie ein Kinderkino, ein Bistro, einen Spiel-und Freizeitpark. Im Reisebüro werden Ausflüge angeboten. 

Die Ausflüge des Kinderstadtreisebüros sollen neben dem Spaß auch Einblicke in regionale Angebote bieten, aber auch Herausforderungen schaffen. Ziele sind Beispielsweise Kluterthöhle, Feuerwehr, Outdoor Camp Waldschule, Standup Paddeling, Kleine Ranger Outdoor Prüfung, Imkerei, Ortlinghaus, DLRG, Klettergarten, Alpakawanderung, Dhünntalsperre, Büro der Bürgermeisterin von Wermelskirchen FC Stadion, BVB Stadion, Bayer Stadion, Lasertag Arena, 7th Space, Tierschutzhof und andere. 

Außerdem wählen die Kinder eine Bürgermeisterin oder einen Bürgermeister, die oder der gemeinsam mit dem Stadtrat die Geschäfte der Stadt führt und sich um die Belange der Bürgerinnen und Bürger der Kinderstadt kümmert. kümmert. Außerdem vertritt sie oder er die Kinderstadt nach innen und außen, zum Beispiel in den täglichen Bürgerversammlungen. 

In der Bürgerversammlung werden besondere Neuigkeiten verkündet, Gesetze erlassen oder neue Regeln beschlossen oder geändert. 

Vier Grundgedanken bildeten die wesentlichen Elemente der Kinderstadt: Freiraum, Kreativität, Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit. Die Kinderstadt bietet Kindern Freiraum. Die Kinder können ihre Kreativität frei entfalten und das an der Stelle, an der sie es für sich als richtig empfinden. Die Vielfalt der Angebote bietet die Möglichkeit, den unterschiedlichen Altersgruppen, Interessen und Fähigkeiten der beteiligten Kinder gerecht zu werden. Die Kinder können sich jeden Tag neu aussuchen, welches Angebot ihnen am meisten zusagt. Es steht ihnen auch frei, gar nichts zu tun. Eigenverantwortliche Entscheidung für den eigenen Tagesablauf ist so Raum gegeben. Darüber hinaus entwickeln die Kinder eigene Ideen. Es entstehen immer wieder neue, von Kindern entwickelte Werkstätten, wie Müllentsorgung, Straßenmusik, Post oder ähnliches. Die Kinder erfahren Selbstwirksamkeit, Ihnen wird zugehört, ihre Ideen werden umgesetzt und sie bestimmen ihren eigenen Tagesablauf.

Darüber hinaus zentral ist die Vernetzung der dargestellten Mitwirkungsmöglichkeiten. Anstelle der sonst typischen Aneinanderreihung verschiedener Mal-, Bastel-, Spiel-, oder Bewegungsangebote lebt die Kinderstadt von einem regen Austausch an Ideen, Waren und Dienstleistungen. Der Tanzkurs bestellt z.B. das benötigte Bühnenbild bei der Holzwerkstatt oder der Malerei. Die Bürgerinnen und Bürger bezahlen Steuern, von denen gemeinsame Aktionen umgesetzt werden und das Bistro fertigt die Getränke für die Party an. So wird aus der Gleichzeitigkeit eines breiten Angebotes ein Miteinander, eine Gemeinsamkeit, eine lebendige städtische Struktur, die aber nicht von Erwachsenen bestimmt wird. Grundsätzlich ist alles möglich und gewünscht. Von der Freiheit, nichts zu tun, über die Einteilung des eigenen Tagesablaufs bis hin zu einer strukturierten Tätigkeit oder einem anarchischen Zustand.

Die Vernetzung innerhalb der Kinderstadt spiegelt sich auch im Sponsoren- und Unterstützerkreis der Kinderstadt wieder. Neben der unbedingt notwendigen finanziellen Unterstützung durch örtliche Firmen, erhielt die Kinderstadt personelle und materielle Unterstützung. Während ein lokaler Verein Holz zur Verfügung stellt, eine Firma Werkzeug spendet, richtet eine Firma gleich eine eigene Werkstatt ein und stellt für zwei Wochen Fachkräfte frei. Ohne diese zahlreiche Unterstützung von Sponsoren wäre das hohe fachliche und pädagogische Niveau der Kinderstadt nicht zu halten.

Am letzten Tag findet eine Abschlussveranstaltung statt, zu der alle Eltern und Sponsoren herzlich eingeladen sind und bei der die Kinder sich und die Kinderstadt mit ihren Ergebnissen präsentieren. 

Als Kooperationspartner und Sponsoren sind derzeit folgende Firmen/Institutionen dabei: 
Lebenshilfe Bergisch Land, Ortlinghaus, DLRG, Feuerwehr, Hegering, Firma Hausmann, Musikschule Wermelskirchen, Sparkasse, Hotel zur Eich, Imkerei, GDS-DesignTeam, DRK, Lebenshilfe Werkstatt, Tente Stiftung, Lions Club


In ihrer Gesamtheit stellte die Kinderstadt ein Projekt dar, in dem Kinderrechte nicht bloß erwähnt, sondern von Kindern selbst erlebt, praktiziert und reflektiert werden. Für viele Kinder ist es zunächst nicht ganz einfach, sich auf die Freiheit, Entscheidungen selbst treffen zu können, einzulassen. Zu erleben, dass der eigene Wunsch gehört wird und zu erfahren, dass Regeln hinterfragt werden können und dass jedes Kind eine Stimme hat und mitgestalten kann. Da die meisten Kinder aus einem relativ stark vorgegebenen Alltag kommen, brauchte es ein paar Tage, bis sich eine eigene, offene Dynamik entwickeln kann. Diese bringt dann jedoch ein tollen kreativen, spannenden und selbstwirksamen Prozess hervor, am dessen Ende eine ganz eigene, von den Kindern gestaltete „städtische“ Welt steht. 

Die Kinderstadt wird von Außenstehenden häufig als Projekt beschrieben, das die Kinder auf eine erwachsene (Arbeits-)Welt vorbereitet. Im Gegensatz dazu ist es aber für die teilnehmenden Erwachsenen stets eine zentrale Erfahrung, dass es das genau nicht ist, sondern dass es spannend ist, die Sichtweise von Kindern mehr miteinzubeziehen. 

Die Kinderstadt Wermelskirchen ist Preisträgerin des KURT KREUSER PREISES 2017 sowie unter den Top Ten des WDR Kinderrechtepreises 2024 

Projektleitung, Infos und Kontakt:

Kolja Pfeiffer
Mail: kolja.pfeiffer@kattwinkelsche-fabrik.de
Telefon: 02196 - 710-588

Anmeldung zur Kinderstadt erfolgt immer zu Beginn des Jahres. 
Genaue Termine werden auf der Website der Stadt, auf den Social Media Kanälen sowie der Tagespresse  bekanntgegeben.