Auch wenn sie im realen Einsatz regulär mit Erste-Hilfe-Rucksack, Trage und anderem medizinischen Gerät unterwegs sind, hieß es jetzt mal ausnahmsweise ran an schweres Gerät für die Notfallsanitäter-Auszubildenden bei der Feuerwehr: Mit „Glasmaster“ und Säbelsäge, mit Schere und Spreizer rückten die Azubis des Rettungsdienstes gemeinsam mit den Brandmeisteranwärterinnen und Brandmeisteranwärtern der Feuerwehr ausrangierten Pkw ans Blech.
Das Ziel der gemeinsamen Übung der Auszubildenden auf der Feuerwache Am Bahndamm: gegenseitiges Verständnis für die Aufgabenbereiche des anderen wecken und erfahren, wie die jeweiligen Methoden und Vorgehensweisen im Einsatzfall sind. Und: Solche Trainings machen deutlich, dass eine Berufsausbildung auf der Feuerwache aktionsgeladen ist – hier geht’s um mehr als „trockene“ Theorie.
„Im Einsatzfall werden Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter nicht mit Hydraulik-Schere oder -Spreizer arbeiten, weil sie andere Aufgaben haben. Aber mit dieser Übung im Rahmen der Ausbildung sollen sie gegenseitig erleben, wie Rettungsdienst und Feuerwehr vorgehen“, erklärt der kommissarische Ausbildungskoordinator der Feuerwehr, Gordon Jakoby.
Sein Pendant beim Rettungsdienst, Jennifer Pries, bestärkt das Konzept der Übung: „Es sollen immer alle wissen, wer im Einsatzfall welche Aufgabe wie übernimmt. Ein Einsatz ist schließlich immer Team-Work und solch eine Ausbildungsübung trägt nicht zuletzt dazu bei, dass die Beteiligten noch mehr zu einem Team zusammenwachsen.“
Von der Idee der Übung angetan waren die insgesamt zehn Azubis, von denen sechs Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter werden sowie vier Brandmeisteranwärterinnen und Brandmeisteranwärter sind. Ausnahmslos alle zehn Azubis nahmen freiwillig an der Übung teil. Und das, obwohl beispielsweise drei von ihnen erst tags zuvor einen ABC-1-Lehrgang beendet hatten.
Gegliedert hatten die Verantwortlichen den Übungsvormittag mit Unterstützung der wachhabenden hauptamtlichen Kräfte in drei Teile. Zuerst „knackten“ die Azubis ein Altauto: alle Scheiben wurden entfernt, dann Fahrer- und Beifahrertür aus der Karosse herausgespreizt und schließlich durch Durchtrennen von A-, B- und C-Säule das Dach abgenommen.
In einer zweiten Übung spielte ein gegen eine Wand gefahrener Pkw eine Rolle. In der Simulation war die Fahrerin am Rücken verletzt, klagte lautstark über entsprechende Schmerzen. Die Aufgabe: Die Verunfallte noch im Fahrzeug versorgen und dann möglichst schonend aus dem Auto auf eine Trage zum Transport in ein Krankenhaus heben.
Noch eine Nummer härter war die dritte Übung des Trainings: Es galt, zwei Insassen aus einem Pkw zu bergen, der sich bei einem Unfall überschlagen hatte. Um den Ernstfall zu simulieren, wurden dafür extra Leana Koch und Marie Sebastian als Verunfallte blutig geschminkt. Marie Sebastian ist unter anderem in Düsseldorf ehrenamtlich für das Deutsche Rote Kreuz aktiv und mit Ausbildungsleiterin Jennifer Pries befreundet. Leana Koch absolvierte auf der Wermelskirchener Feuerwache ein Jahr Bundesfreiwilligendienst (Bufdi), arbeitet dort im Moment als Rettungssanitäterin und startet ab 1. September eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin.
Leana Koch gehört damit zu denen, die während ihrer Bufdi-Zeit ihre Begeisterung für den Notfallsani-Beruf bestärkt haben – genau wie Jasmin Kunstmann, die bereits ihre Ausbildung zur Notfallsanitäterin in 2024 begonnen hat und ebenfalls zuvor ein Bufdi-Jahr absolvierte. „Es macht mir total Spaß, diesen Job zu lernen und Erfahrung zu sammeln. Und für mich war dann irgendwie klar: Warum nicht dableiben, wo es gefällt“, sagt Leana Koch bevor ihr Einsatz als Mime einer Verunfallten beginnt.
Jasmin Kunstmann gehörte unterdessen zu den Azubis, die am Trainingstag bei den drei Übungen ihr Können zeigten. Genauso wie der angehende Notfallsanitäter Lucas Kemmann, der sich bereits im zweiten Lehrjahr befindet. „Auf jeden Fall würde ich anderen eine Ausbildung zum Notfallsanitäter empfehlen“, sagt der 19-Jährige und fügt hinzu: „Wer den Beruf kennenlernen möchte, ist als Bufdi bei uns genau richtig. Das ist die beste Gelegenheit zum echten Hineinschnuppern in den Beruf.“ Das rate er auch bei Nachfragen aus dem Bekanntenkreis oder auf Ausbildungsmessen. „Natürlich sieht man in diesem Job unangenehme Dinge. Aber das muss man sich von der Seele reden und dafür wird viel gemacht. Man findet offene Ohren.“
Um sich beruflich zu orientieren, habe er Praktika in der Küche oder auch im Büro gemacht, berichtet Lucas Kemmann, der am Berufskolleg ein Fachabitur absolvierte. Schnell habe er gemerkt, dass er nicht den ganzen Tag am Schreibtisch hocken wollte und auch eine Karriere als Koch für ihn nicht in Frage kam. „Bei einem Praktikum im Krankenhaus ist mir bewusst geworden, dass ich Menschen und ihrer Gesundheit helfen und mit Menschen in einem Team, wo sich aufeinander verlassen wird, arbeiten will.“
Die Ausbildung zum/zur Notfallsanitäter/-in dauert drei Jahre. Die Zeit als Brandmeisteranwärter/-in erstreckt sich über 18 Monate. Ihnen gemein ist, dass zur Ausbildungszeit sowohl Theorie als auch praktische Übungen und der Einsatzdienst auf der Feuerwache zählen. Das vorrangige und erfüllende Ziel beider Berufe: Leben retten!
„Man muss sich schon beweisen“, sagt Brandmeisteranwärterin Insa Blumentritt mit Blick auf die Herausforderungen speziell als Feuerwehrfrau: „Die Feuerwehr ist schon noch ein Männerding, weil Frauen die Ausnahme sind. Wir Feuerwehrfrauen müssen das Gleiche leisten wie Feuerwehrmänner, aber: Das ist auch mein Anspruch. Das ist leistbar, wenn man Lust dazu hat – zusätzlich motiviert dieser Anspruch sehr.“
Info: An der Feuerwache Am Bahndamm sind derzeit zehn Azubis tätig. Notfallsanitäterinnen oder Notfallsanitäter werden Jasmin Kustmann, Yannik Wiegratz (beide erstes Lehrjahr), Maja Stursberg, Lucas Kemmann (beide zweites Lehrjahr) sowie Marina Tripp und Philipp Engels (beide drittes Lehrjahr). Brandmeisteranwärterinnen und –anwärter sind Insa Blumentritt, Benjamin Hennigs, Stefan Weiler und Nik Schempp, der kurz vor seiner Abschlussprüfung steht.
Aktuell sucht die Stadt zum 1. November eine(n) Brandmeisteranwärter(in) und zum 1. April 2026 zwei.
Darüber hinaus ist noch ein Ausbildungsplatz zum/r Verwaltungsfachangestellten ab dem 1. August 2025 zu vergeben. Bewerbungsschluss für diese Stelle ist am 27. April.
Weitere Informationen dazu unter „Stellenausschreibungen“.
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