Auftakt-Workshop: Farbkonzept für die Gesamtschule

Erstellt von Stephan Singer |

Farben schaffen nicht nur Atmosphäre, sondern können auch beruhigend oder aktivierend wirken. Deshalb hatte sich die Stadt Wermelskirchen ein umfassendes Farbkonzept für die Gesamtschule gewünscht und für das Projekt das Institut für evidenzbasierte Farbpsychologie der Bergischen Universität Wuppertal gewinnen können. Unter der Leitung von Professor Dr. Axel Buether, Inhaber des Lehrstuhls für Didaktik der visuellen Kommunikation, fand nun der erste Workshop zur Entwicklung des wissenschaftlich fundierten Farbkonzeptes an der Gesamtschule statt. Mit dabei waren Schülerinnen und Schülern, Vertreterinnen und Vertreter der Elternschaft und des Lehrerkollegiums, die Schulleitung und Mitglieder des Gebäudemanagements der Stadtverwaltung.

Ziel des Projekts ist es, eine ganzheitliche Farbgestaltung für die Schulgebäude zu entwickeln, die das Wohlbefinden, die Lernmotivation und die Identifikation aller am Schulleben Beteiligten stärkt. Den Anfang macht das Gebäude F am Schulstandort Wirtsmühle/Weyersbusch.

Hochkarätige fachliche Begleitung: Axel Buether und seine Mitarbeiterin Leila Rudzki werden den gesamten Gestaltungsprozess wissenschaftlich begleiten. Bürgermeisterin Marion Holthaus hatte den Professor bei einem seiner Vorträge erlebt und die „Brücke“ zur Gesamtschule geschlagen.

Die Farbgestaltung wird von den Mitgliedern des Workshops entwickelt. „Dabei werden die verschiedenen Funktionsbereiche der Schule wie Unterrichtsräume, Aufenthaltszonen, Flure und Gemeinschaftsbereiche differenziert betrachtet“, erläutert Axel Buether.

Ein intensiver Auftakt – Fach-Input und gemeinsames Arbeiten: Mit einem Vortrag über die Wirkung von Farben auf Wohlbefinden, Gesundheit und Arbeitsmotivation in Bildungseinrichtungen eröffnete der Experte den Workshop. Anschließend stellte die Promovendin Leila Rudzki Ansätze partizipativer Schulgestaltung vor.

Ein Arbeitsschritt dabei: Aus einem Fundus von rund 1800 RAL-Farbtönen wählten drei- oder vierköpfige Teams je fünf aus, die für sie „besonders schön“ oder auch „besonders hässlich“ waren. Dabei wurde bereits ein Unterschied deutlich: Die Teams der Schülerinnen und Schüler wählten bei „besonders schön“ pastelligere, puderige Töne als die Erwachsenen-Teams.

In dem Auftakt-Workshop ging es außerdem um systematische Bedürfnisanalyse und darum, konkrete Anforderungen an die Gestaltung der Schulräume zu ermitteln. Durch ein sogenanntes Raum-Prototyping wurden Ideen unmittelbar im Schulgebäude erlebbar, in dem mit Klebeband Wegeführungen und Möblierungs-Optionen visualisiert werden, um Gestaltungsmöglichkeiten direkt zu erproben. „Deutlich wurde dabei der Wunsch nach mehr Ruhe, klaren Orientierungsstrukturen und Aufenthaltsbereichen, die Konzentration und Gemeinschaft fördern“, fasst Axel Buether zusammen.

Primäre Ziele des Gestaltungsprojekts

  • Entwicklung einer optimalen Farbgestaltung (Oberflächenfarben, Einrichtung, Lichtqualität) für alle Nutzerinnen und Nutzer
  • Förderung einer positiven Lern- und Arbeitsatmosphäre und Reduzierung von Vandalismus
  • Steigerung der Lernmotivation, schulischer Leistungen und sozialer Kompetenzen
  • Stärkung der Identifikation von Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit der Schule
  • Verbesserung von Arbeitsmotivation, Gesundheit und Wohlbefinden des Lehrerkollegiums
  • Weitere Steigerung des Ansehens und der Außenwirkung der Gesamtschule in Stadt und Region

Partizipation als Erfolgsfaktor: Axel Buether, der mit seinem Team bereits Farbkonzepte zur Gestaltung von Büros, Krankenhäusern oder Schulen entwickelte, sieht in der Teilhabe einen wesentlichen Faktor: „Der Erfolg des Projekts hängt maßgeblich von der aktiven Mitwirkung aller Beteiligten ab.“ Deshalb sind neben weiteren Workshops auch Umfragen sowie eine umfangreiche Projektdokumentation in Form eines Dokumentarfilms, einer Fotodokumentation und wissenschaftlicher Publikationen vorgesehen.

Im weiteren Verlauf werden die Erkenntnisse in ein ganzheitliches Farbkonzept überführt, das sowohl wissenschaftlichen Kriterien als auch den realen Bedürfnissen der Schulgemeinschaft entspricht. „Wir wollen ‚übersetzen‘, was sich die Beteiligten wünschen“, bringt es Axel Buether auf einen Nenner.

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Workshop in der Gesamtschule
Beim Auftaktworkshop wählten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus rund 1800 RAL-Farbtönen die aus ihrer Sicht „schönsten“ und „hässlichsten“ aus. Fotos: Stadt Wermelskirchen / Stephan Singer
Prof. Dr. Axel Buether
Prof. Dr. Axel Buether sensibilisierte die Beteiligten für die Bedeutung und die Wirkung von Farben.
RAL-Farbmuster
Welche Farbtöne sind „schön“, welche sind „hässlich“: Die Auswahl der Teams fiel unterschiedlich aus.