Von außen zu sehen ist wegen der blickdichten Bauzäune nichts, aber im Gebäude wird gearbeitet: Der Rückbau der u-förmig angeordneten drei Gebäude der ehemaligen Grundschule-Ost hat begonnen. Der Bereich, in dem gearbeitet wird, ist abgesperrt und die Baustelle im Inneren hermetisch abgeriegelt. Denn: So wird sichergestellt, dass die Schadstoffe, die abgetragen werden, nicht nach außen dringen. Um das zu gewährleisten, hält die von der Stadt beauftragte Fachfirma „Moß Abbruch-Erdbau-Recycling GmbH & Co. KG“ strenge Vorgaben ein, die dokumentiert und regelmäßig von Gutachtern überprüft werden.
Arbeiten mit Unterdruck Während die Moß-Mitarbeiter im Inneren der Gebäudeteile Putz und andere Mauerteile entsorgen, in denen sich Schadstoffe befinden, spielt Unterdruck eine ganz wichtige Rolle. Im Gebäude befinden sich mit zweifachen Feinfiltern versehene Unterdruckgeräte, die Luft nach außen saugen, um im Gebäudeinneren ständigen Unterdruck zu erzeugen. Dadurch wird sicher gestellt, dass selbst kleinste Partikel nicht aus den Gebäuden entweichen können.
„Deshalb dauert schon allein die Einrichtung einer solchen Baustelle mehr als eine Woche“, sagt Polier Tobias Klausmeier: „Hier an der ehemaligen Grundschule mussten wir zwar nur wenige lose Teile aus dem Inneren entfernen, aber durch Vandalismus waren Fenster zerbrochen. Die mussten wir alle akribisch mit Folie abdichten, bevor die Schadstoffsanierung beginnen konnte.“ Jede Abdichtung und der dazugehörige Unterdrucknachweis musste die Fachfirma anschließend erst von einem Gutachter freigeben lassen, bevor überhaupt ein Werkzeug in die Hand genommen werden durfte.
Während der laufenden Arbeiten wird auch der erzeugte Unterdruck ständig gemessen, weil dieser mindestens 20 Milli-Pascal (mPa) betragen muss. Ein an die Messeinheit angeschlossener und geeichter Schreiber zeigt den Wert auf einem Display an und dokumentiert die Messung für den vorgeschriebenen Mindestwert.
Mehrmals täglich duschen in der Schleuse Um im Gebäude-Inneren arbeiten zu können, müssen die Mitarbeiter der Fachfirma eine viertürige Schleuse passieren. Dabei lässt sich immer nur eine Tür öffnen. Die anderen werden dann automatisch verriegelt. In der sogenannten Vier-Kammer-Schleuse, die auch zwei Mess-Sensoren enthält, ziehen die Arbeiter bei jedem Verlassen des Gebäudes ihren Schutzoverall, Handschuhe, Schutzbrille sowie Atemmaske und Arbeitskleidung aus – dann geht’s unter die Dusche, die sich in der Schleuse befindet und übrigens eine Warmwasserversorgung hat. Dieser Vorgang wiederholt sich mehrfach am Tag, denn die Arbeiter verlassen das Gebäude vorschriftsmäßig alle zwei Stunden. Durch dieses Sicherheitssystem kommen Arbeitskleidung und Handwerkzeug aus dem Inneren nie nach draußen.
Arbeiten werden von Gutachtern überwacht „Wir sorgen dafür, dass keine Schadstoffe nach außen dringen“, sagt Fachmann Tobias Klausmeier. „Das ist auch unser tägliches Brot. Das können wir.“ Für den Abtransport wird das schadstoffbelastete Material luftdicht und vierfach verpackt als Sondermüll zur Deponie abtransportiert.
Das Erdgeschoss, in dem derzeit gearbeitet wird, erstreckt sich auf rund 230 Quadratmeter. Die Arbeiten rücken etagenweise von unten nach oben vor, jedes der drei Stockwerke wird nach Abschluss der Entfernung des Putzes feingereinigt. „Wir kehren nicht nur, es wird abgewischt. Danach saugen die Feinfilterpumpen eine ganze Nacht lang Luft heraus, damit auch das letzte Partikel im Filter gefangen wird.“ Ein Gutachter entscheidet, ob danach die nächste der jeweils einzeln abgeschirmten Etagen bearbeitet werden kann.
Möglichst wenig Störung für Schulbetrieb Die Arbeiten sind in die Abschnitte Entkernen, Sanierung (ist gestartet) und Abbruch unterteilt. Rein baufachlich laufen die derzeitigen Arbeiten unter dem Stichwort „Sanierung“, weil nach dem Abstemmen und –schleifen des Putzes, in dem sich die Schadstoffe befinden, das Gebäude sozusagen wieder im Rohbauzustand ist, dem allerdings zum Beispiel zeitgemäße energetische Standards fehlen. Der benachbarte Schulbetrieb wird durch die Sanierung wenig gestört, sagt Tobias Kleinmeier: „Wir arbeiten im Inneren, wodurch schon viel Geräuschkulisse nur abgeschwächt nach außen dringt.“
Info: Weil in den Gebäuden der ehemaligen Grundschule-Ost, die aus dem Jahr 1971 stammt, Schadstoffe gefunden wurden, konnte sie ab 2014 nicht mehr genutzt werden. Stattdessen wurde die Waldschule gebaut. Um Platz für den Ausbau der Gesamtschule am Schulstandort Wirtsmühle / Weyersbusch zu schaffen, werden die Gebäude der ehemaligen Grundschule-Ost abgerissen. In der Fachsprache heißt das „Rückbau“. Das geschieht nach den Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS). Bei planmäßigen Verlauf der Arbeiten ist vorgesehen, dass die Gebäude während der Sommerschulferien abgerissen werden.
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