Auf die Frage, was das Geheimnis für 60 glückliche Ehejahre ist, hat Karl-Heinz Dicke sofort die Antwort parat: „Ich habe das Sagen – was meine Frau sagt, wird gemacht“, sagt er mit einem Augenzwinkern zu seiner Gisela, die amüsiert auflacht. Ihr Rat ist konkreter: „Man darf nicht im Streit ins Bett gehen“, ist ihr Ratschlag für andere Paare, die wie sie die Diamantene Hochzeit feiern wollen. „Daran haben wir uns stets gehalten: Wir haben uns sicher auch öfter mal gestritten, weil es nicht jeden Tag eitel Sonnenschein geben kann, aber wir haben uns immer ausgesprochen und versöhnt, bevor wir schlafen gegangen sind.“
In dieser Woche haben Gisela und Karl-Heinz Dicke ihr besonderes Hochzeits-Jubiläum im ganz kleinen Familien-Kreis gefeiert. „Zur Silberhochzeit haben wir damals eine Woche lang gefeiert“, erinnern sie sich schmunzelnd. „Zur Goldenen Hochzeit sind wir dafür dann abgehauen und alleine an die Ahr gefahren.“ Zur Diamantenen waren Sohn Sven, die Schwiegertöchter Astrid und Rosi sowie die Enkel da zum gemütlichen Beisammensein und plaudern in dem Haus in Unterpohlhausen, in dem sie seit 60 Jahren leben. „Als wir eingezogen sind, haben auch noch meine Eltern und eine Tante von mir hier gewohnt“, erinnert sich Gisela Dicke, die eine gebürtige Sander und waschechte Pohlhausenerin ist.
In ihrem Heimatort hat sie aber vor über 60 Jahren auch ihren späteren Ehemann kennengelernt. Karl-Heinz Dicke war aus Remscheid zu Besuch auf einer Karnevalsfeier im legendären „Bergischen Jagdhaus“. „Ich glaube, ich habe ihn zuerst gesehen und nur gedacht: Der würde mir gefallen“, sagt sie lächelnd. Amor hatte leichtes Spiel, denn auch dem talentierten Fußballer fiel die hübsche junge Frau gleich auf.
Für den Sportverein TuRa Pohlhausen, zu deren Gründungsvätern ihr Opa Ewald Sander gehörte, war die Karnevals-Liebe auf jeden Fall ein Gewinn: Schließlich spielte Karl-Heinz Dicke zu dem Zeitpunkt in der höchsten Amateurklasse in Kronenberg Fußball – und wechselte dann zu TuRa Pohlhausen. „Mein Vater hat zwei Jahre nicht mit mir geredet. Erst wieder, als sein Enkelsohn zur Welt kam“, erzählt er lachend.
Dem Verein ist der 81jährige bis heute treu geblieben – und spielt sogar noch aktiv. Jeden Mittwoch ist „Walking Ball“, also Fußball im Gehen angesagt. „Das ist ihm allerdings manchmal zu langsam“, verrät Sven Dicke lachend. Ihn rief der Senior auch vor einigen Monaten an, „damit ich ihm die Anmeldeformulare für das Goldene Sportabzeichen aus dem Internet runterlade.“ Kein Scherz: Kaum angemeldet, holte Karl-Heinz Dicke sein altes Rennrad aus dem Schuppen und trainiert nun regelmäßig alleine oder montags mit einigen Freunden, um bei der Sportabzeichenabnahme im kommenden Jahr topfit zu sein fürs Laufen, Schwimmen und Radfahren.
Sportlich aktiv war er Zeit seines Lebens – und hat sich von Sohn Sven auch begeistern lassen, beim Judo oder Motocross dabei zu sein. Auch Schwimmen oder Wasserski stand auf dem Programm der Familie, wenn es in jedem Urlaub an den Gardasee ging. Erst in einem Fiat 500 Transporter mit Zelt und Gummiboot auf dem Dach, später mit einem VW Bus und Anhänger mit kleinem Boot. Wunderschöne Familienurlaube, die sie auf Campingplätzen rund um den Gardasee verbrachten.
Zahlreiche Fotocollagen erzählen die gemeinsamen Geschichten von früher. Das Hochzeitsfoto, die Urlaube und Bilder von Partys, die das Ehepaar Dicke viel und gerne im eigenen Partykeller oder im über 100 Jahre alten Familienhaus gegeben hat. In fast allen Zimmern des Hauses hängen außerdem Gemälde der Hausherrin, die ihre wunderschönen Werke aber nie ausstellen wollte: „Ich hätte niemals eins verkaufen können“, gibt Gisela Dicke zu. „Jetzt hängen sie bei uns oder in den Wohnungen der Enkel.“
Künstlerisches Talent hat auch ihr Ehemann, der sich nach der Meisterschule als Maler und Lackierer mit dem Malerbetrieb „Maler Dicke“ selbstständig gemacht hatte. Allerdings hat er nicht nur tapeziert oder Wände gestrichen, sondern auch die Bürgerhäuser oder die Ornamente am Werksmuseum in Remscheid mit restauriert. Seine Bilder zieren das Haus von außen – und locken immer wieder Spaziergänger an, die staunend vor dem gemalten Bergischen Heimatlied stehenbleiben. Auch Ehefrau Gisela hatte ein Händchen fürs Geschäftliche: Nach ihrer Ausbildung bei Coop am Loches-Platz übernahm sie einen kleinen Edeka-Markt in Remscheid, den sie lange Jahre führte, bevor sie später nochmal „umsattelte“ und bei der Post arbeitete. „Die beiden waren eben immer in Action, das zeichnet sie wohl aus“, sagt der Sohn.
Einer der ersten Gratulanten an dem besonderen Hochzeitstag war Bürgermeister Bernd Hibst, der persönlich die Glückwünsche der Stadt überbrachte und den augenzwinkernden Ratschlag von Karl-Heinz Dicke, für eine glückliche Ehe auf die Ehefrau zu hören, lachend bestätigte: „Besser ist das wohl.“
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