Richtig trennen, richtig helfen: Gut erhaltene Kleidung ist nützlich

Erstellt von Stephan Singer |

Altkleider sind ein nützliches Gut. Deshalb gilt seit Anfang des Jahres eine neue EU-Richtlinie, dass alte Textilien nicht mehr im Restmüll landen, sondern recycelt werden sollen. An sich eine gute Idee, aber für die Altkleidersammlungen hat sich die Regelung fast zu einem Alptraum entwickelt. Denn: „Wir finden immer mehr wirklich zerschlissene, löchrige oder auch sehr dreckige Sachen vor, die bei uns abgegeben werden“, klagt Ludwig Fein, Vorsitzender des Kinderschutzbundes, der den „Kleiderladen” an der unteren Eich betreibt. Dort wird gut erhaltene Kleidung zu einem günstigen Preis verkauft. „Mittlerweile werden bei uns aber so viele Sachen abgegeben, die sich nicht mal zum Recyceln anbieten“, sagt er. „Wir müssen jede Woche säckeweise kaputte Kleidung selbst in den Müll geben oder einer Verwertungsfirma übergeben.“

Die gesetzliche Pflicht zur getrennten Sammlung von Alttextilien richtet sich insbesondere an die Entsorgungsunternehmen und soll die Wiederverwendung der Kleidung oder ein hochwertiges Recycling des Materials ermöglichen. Dieses Ziel wird nur erreicht, wenn ausschließlich saubere und unbeschädigte Textilien sowie Schuhe abgegeben werden. Stark zerschlissene, verschmutzte oder kontaminierte Textilien oder Putzlappen, Stoff- und Wollreste gehören in den Restmüll. Darauf machen Bürgermeisterin Marion Holthaus, die Geschäftsführerin des Bergischen Abfallwirtschaftsverbandes (BAV), Monika Lichtinghagen-Wirths, und Ludwig Fein aufmerksam.

Im Schulterschluss appelliert das Trio zur richtigen Trennung von Alttextilien bei der Entsorgung, weil diese ansonsten ihren Zweck verfehlt. „Seit der gesetzlichen Neuregelung kommt es immer häufiger vor, dass Altkleider vor unserem ‚Kleiderladen‘ abgestellt werden, die mindestens teilweise verdreckt, zerschlissen oder feucht sind. Damit können wir natürlich nichts anfangen“, berichtet Ludwig Fein. Außerdem macht es dem ehrenamtlich tätigen Team sehr viel Arbeit, die abgegebenen Klamotten zu sortieren, zu sichten und gegebenenfalls dann doch über den Restmüll entsorgen zu müssen.

„Wir sortieren zurzeit im ‚Kleiderladen‘ monatlich etwa 80 große 120-Liter-Säcke gefüllt mit unbrauchbaren Textilien aus – wir kommen uns zwischenzeitlich wie die Restmüllabfuhr vor“, berichtet Ludwig Fein, der durch die falsch verstandene Neuregelung einen Kollaps des bisherigen Systems befürchtet.

Das Problem betrifft auch den Bergischen Abfallwirtschaftsverband (BAV). Dessen an öffentlichen Plätzen aufgestellte Altkleidercontainer sind nämlich ebenfalls nicht als Restmülltonnen gedacht. Für die Sammlung geeignet sind folgende saubere Materialien: tragfähige Damen-, Herren- und Kinderkleidung, tragfähige Unterwäsche, tragfähige Schuhe (paarweise gebündelt), Heimtextilien (Frotteeware, Geschirrtücher, Tisch- und Bettwäsche, Gardinen) und Lederwaren. Zerrissene oder verschmutzte Textilien gehören jedoch weiterhin in den Hausmüll.

Durch das Aufstellen von Altkleidercontainern erfüllt der BAV als der öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger für den Oberbergischen und Rheinisch-Bergischen Kreis die Vorgaben des Kreislaufwirtschaftsgesetzes. „Agieren die Bürgerinnen und Bürger sorgfältig bei der Nutzung der Altkleidercontainer, können die eingeworfenen Textilien entweder wiederverwendet oder qualitativ recycelt werden“, sagt BAV-Chefin Monika Lichtinghagen. Die Erlöse, die der BAV aus der Vermarktung der gesammelten Textilien und Schuhe erzielt, kommen den Kommunen und letztlich der Bürgerschaft zugute, weil sie einen Beitrag dazu leisten, die Gebühren für das gesamte Abfallentsorgungssystem möglichst gering zu halten.

Das Soziale in Wermelskirchen stärken

Der Ortsverband des Kinderschutzbundes führt an der Eich 52 den „Kleiderladen“ mit vielen Artikeln für Kinder, Damen und Herren. Während der Öffnungszeiten können gut erhaltene und saubere Kleidung sowie Schuhe kostenlos abgegeben werden. Die gespendete Kleidung verkauft der „Kleiderladen“ des Kinderschutzbundes preiswert. „Dank des hohen Spendenaufkommens können wir die Ware sogar sortiert anbieten“, zeigt sich Ludwig Fein dankbar für die Spendenbereitschaft. Mit dem Verkaufserlös unterstützt der Ortsverband soziale Projekte und Initiativen in Wermelskirchen.

Aber: Das Aussortieren von nicht mehr nutzbaren Textilien sprenge inzwischen jegliche Kapazität der ehrenamtlich Aktiven, betont Ludwig Fein: „Und es ist natürlich sehr bedauerlich, wenn beispielsweise ein ölgetränkter Lappen den Inhalt eines ganzen Sackes mit Kleidung unbrauchbar macht.“

Im „Kleiderladen“ sind wöchentlich rund 40 ehrenamtliche Menschen aktiv, sie arbeiten in Teams à sieben bis acht Personen.

Mehr zum Kinderschutzbund in Wermelskirchen und dem Kleiderladen im Internet unter: www.kinderschutzbund-wermelskirchen.de

Auch die Tafel freut sich über Kleiderspenden und gibt diese an ihre Kundinnen und Kunden weiter. Kleiderspenden nimmt die Tafel dienstags und mittwochs je von 10 bis 13 Uhr an. Die Kleiderausgabe findet parallel zu den Öffnungszeiten der Tafel statt. Weitere Informationen zur Tafel unter: www.tafel-wermelskirchen.de

Fazit: Wer gut erhaltene und noch tragbare Textilien aus dem heimischen Kleiderschrank aussortiert, kann die Kleidung für einen sinnvollen Zweck abgeben. Verschmutzte oder zerschlissene Kleidung kann nach wie vor über den Restmüll entsorgt werden – daran hat sich nichts geändert.

Info Der BAV stellt im Oberbergischen und im Rheinisch-Bergischen Kreis insgesamt 465 Container für die getrennte Sammlung von Alttextilien und Schuhen zur Verfügung. Über diese Standorte sammelte der BAV in 2024 rund 1500 Tonnen. Die gesetzliche Verpflichtung zur getrennten Sammlung erfüllte der BAV somit bereits vor dem Inkrafttreten der gesetzlichen Neuregelung am Jahresanfang.
Mehr Informationen und eine Liste der BAV-Container-Standorte finden sich unter www.bavweb.de/Bergischer-Abfallwirtschaftsverband/Entsorgungsstandorte/Containerstandorte/?La=1

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Team sortiert Textilien im "Kleiderladen"
Im „Kleiderladen“ sortieren die ehrenamtlich Aktiven fortlaufend gespendete Kleidung und Schuhe, um sie dann preiswert für den guten Zweck anzubieten. Foto: Stadt Wermelskirchen / Stephan Singer
Ludwig Fein im "Kleiderladen"
Ludwig Fein, Vorsitzender des Kinderschutzbundes in Wermelskirchen, der den „Kleiderladen“ an der Eich betreibt, appelliert: „Wir freuen uns über Spenden – aber die Kleidung muss in einem guten, tragbaren Zustand sein. Alles andere gehört in den Restmüll.“ Foto: Stadt Wermelskirchen / Stephan Singer
BAV-Altkleidercontainer
Die Altkleidersammelcontainer des BAV sind an dem Fachwerkdekor erkennbar. Foto: Stadt Wermelskirchen / Stephan Singer