Es sind erschreckende Zahlen: Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 308 Mädchen und Frauen getötet. 859 Frauen und Mädchen wurden 2024 Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten. Die Zahl der weiblichen Opfer von Gewalt- und anderen Straftaten steigt in der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für 2024 weiter an. Insgesamt wurden im Jahr 2024 in Deutschland 265.942 Menschen Opfer Häuslicher Gewalt. Das ist ein neuer Höchststand laut BKA. Ein Viertel aller in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfassten Opfer sind der Häuslichen Gewalt zuzuordnen, mit 70,4 Prozent sind die Opfer überwiegend weiblich. Laut Bundeskriminalamt stiegen im Jahr 2024 die Fälle von Vergewaltigung, sexueller Nötigung und schweren sexuellen Übergriffen. Auch Cyberstalking oder Online-Bedrohungen sind um sechs Prozent gestiegen.
„Weg aus der Gewalt“ ist deshalb Motto des diesjährigen Internationalen Tages gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen am Dienstag, 25. November, zu dem traditionell von „Terre des Femmes“ aufgerufen wird. Um darauf aufmerksam zu machen, dass die Gewalt gegen Frauen weiter zunimmt und um für das Thema zu sensibilisieren, werden in vielen Kommunen im Rheinisch Bergischen Kreis die Flaggen gehisst von „Terre des Femmes“ gehisst, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Gewalt gegen Frauen und Mädchen weiter zunimmt. Das Team von Frauen-Zimmer e.V., der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt, wünscht sich noch mehr Aufmerksamkeit. Denn: Gewalt, insbesondere sexualisierte Gewalt, bleibt häufig im Verborgenen.
Zwei von drei Frauen in Deutschland erleben im Laufe ihres Lebens körperliche, psychische oder sexualisierte Gewalt. Die aktuellen Zahlen sind alarmierend: Im Jahr 2024 wurden in der PKS 53.451 weibliche Opfer von Sexualdelikten erfasst (+2,1 Prozent, 2023: 52.330). Etwa die Hälfte war zum Tatzeitpunkt minderjährig. Die meisten dieser Frauen und Mädchen wurden Opfer von sexueller Belästigung (36,4 Prozent), Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexuellem Übergriff (insgesamt 35,7 Prozent) sowie sexuellem Missbrauch (27,5 Prozent). 18.224 Frauen und Mädchen waren Opfer digitaler Gewalt, beispielsweise durch Cyberstalking oder Online-Bedrohungen. Mit einem Anstieg um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr (2023: 17.193) ist die Zahl weiblicher Opfer im Bereich digitaler Gewalt der stärkste Anstieg in allen Fallgruppen.
„Gewalt gegen Frauen ist kein Randthema, sondern eine Realität mitten in unserer Gesellschaft. Jede Form von Gewalt – physisch, psychisch, digital oder wirtschaftlich – ist ein Angriff auf die Würde und Freiheit von Menschen. Wegschauen ist keine Option. Als Stadt stehen wir dafür ein, dass Betroffene gesehen, unterstützt und geschützt werden. Niemand darf schweigend zusehen, wenn Frauen bedroht, verletzt oder eingeschüchtert werden“, sagt Bürgermeister Bernd Hibst, der zusammen mit „Frauen-Zimmer e.V.“, zahlreichen Mitarbeiterinnen der Verwaltung und Ratsfrauen die Flagge von „Terre des Femmes“ vor dem Rathaus hissen ließ, um auf den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen hinzuweisen und das Thema in die Öffentlichkeit zu holen. „Ich danke allen Frauen, die heute mit ihrem sichtbaren Engagement ein starkes Zeichen setzen. Der Schutz von Frauen ist Verantwortung von uns allen. Auch und gerade wir Männer sind gefordert, Haltung zu zeigen, anzusprechen, zu unterstützen und klar Position zu beziehen. Als Verwaltung und als Stadtgemeinschaft wollen wir gemeinsam daran arbeiten, dass Frauen hier sicher leben können – jeden Tag.“
Die Brisanz des Themas „Gewalt gegen Frauen“ ist bei Christine Warning und Kim Halbach von „Frauen-Zimmer e.V.“ ganz nah. Seit Jahren leistet der Verein in Burscheid wichtige Arbeit, weil dort Frauen und Mädchen anonym Hilfe finden, die unter sexualisierter Gewalt leiden. Gewalt gegen Frauen geschieht meist dort, wo sie am sichersten sein sollten: in den eigenen vier Wänden, ohne Zeugen, ohne Beweise. Zwar wurden Gesetze reformiert, doch „sexualisierte und häusliche Gewalt“ bleibt häufig strafrechtlich unterbewertet. Immer wieder berichten Betroffene, dass ihre Erlebnisse als Streit oder Bagatelle abgetan werden. Und allzu oft folgt auf körperliche Gewalt, Stalking – und im schlimmsten Fall der tödliche Angriff.
Hilfsangebote:
Hilfe, Verständnis und Unterstützung für Betroffene bietet Frauen-Zimmer e.V. Burscheid, die Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt im Rheinisch-Bergischen Kreis. Infos und Termine gibt es unter Telefon Fon: 02174 / 748970 oder per Mail an team@frauenberatung-burscheid.de und unter www.frauenberatung-burscheid.de im Internet.
Weitere Hilfsangebote für Betroffene bietet das bundesweite Angebot „Hilfetelefon“. Unter der Telefonnummer 116 016 werden Betroffene aller Nationalitäten, aber auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr, anonym und kostenfrei beraten.
Weitere Informationen bietet auch der Runde Tisch gegen Gewalt des Rheinisch-Bergischen Kreises: www.rundertischgegengewalt-rbk.de